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Brauerhochzeit

Brauerei-Gasthof Kundmüller in Weiher: „Grundnahrungsmittel Bier und Liebe“

Braumeister Georg Lechner heiratet „lebende Etikettiermaschine Robusta“ in historischem Maischebottich

Er schläft im Fass, sammelt Bier-Etiketten seit er fünf Jahre alt ist. Und jetzt hat er auch noch den wichtigsten Tag im Leben im Maischebottich begangen: Georg Lechner, Buchautor, Bier-Museumsbesitzer und gebürtiger Franke hat am Samstag im Brauerei-Gasthof Kundmüller in Weiher seine Lebensgefährtin Lucja zur Frau genommen. Die Zeremonie mit dem freien Theologen Oliver Walter aus der Hopfenstadt Spalt und über 100 Gästen fand dabei direkt in einem rund 1,5 Meter hohen historischen Maischebottich statt, der bis in die 1980er-Jahre in der Brauerei Kundmüller eingesetzt war. „Eine normale Hochzeit wäre für mich nicht in Frage gekommen. Und sowas gabs noch nie“, ist sich der 61-jährige Neuvermählte sicher. Wie alles an diesem Tag dem Thema Bier gewidmet war, so fand auch Walter die passenden Worte für die Eheleute: „Das Reinheitsgebot von 1516 schreibt keine hochkomplizierten Prozeduren fest. Ganz im Gegenteil: Es ist eine Beschränkung auf das Wesentliche. So ist es auch in der Ehe. Mit wenigen guten Zutaten kann ein wunderbares Gebräu entstehen, das für die Liebenden zum wichtigsten Grundnahrungsmittel wird.“ Lechner hatte vor der Ringübergabe einige Gebote für Lucja formuliert, die diese bejahen sollte. Kein Problem für sie bei „du sollst keine anderen Bierbrauer neben dir haben“, oder „du sollst Abstand halten von Sekt, Wein oder anderen alkoholischen Getränken“. Lediglich beim Satz „du sollst keine Biere mehr mit Wasser oder Limonade trinken, würdigte die gebürtige Polin ihren schmunzelnden Gatten mit einen zweifelnden Blick. Das Lachen der Gäste ließ sie schließlich aber auch dieses Gebot bestätigen. Nach dem Aufstecken der goldenen Ringe, die mit einer Hopfengravur versehen sind, ließ das Brautpaar weiße Tauben fliegen. Für die Neuvermählte eine Überraschung. Denn sie wusste weder von der Zeremonie im Maischebottich noch von dieser romantischen Tradition. Das anschließende Fest stieg bis in die frühen Morgenstunden – natürlich mit jeder Menge Weiherer Bier darunter auch „Nuggerla“, 0,33l Flaschen, auf die Lechner humorvoll-fränkisch einen Schnuller angebracht hatte und natürlich weiteren bierigen und lustigen Überraschungen für Lucja und die Gäste.

Seit 2010 sind der Franke und seine Neuangetraute ein Paar. Kennengelernt haben sie sich – wie könnte es anders sein – in einer Brauerei. In der Potts Brauerei in Oelde hat Lechner ein Museum und gleichermaßen seine Wohnung. Seine Frau hat dort in der Gastronomie gearbeitet. „Georg hat mich angesprochen und kurz darauf haben wir eine Bierreise mit seiner historischen Füllanlage angetreten. Das war das erste, aber definitiv nicht das letzte Mal, dass er mich seine lebende Etikettiermaschine Robusta genannt hat. Beim Erotikbier einer oberfränkischen Brauerei hat es dann endgültig gefunkt“, so Lucja Lechner. Seitdem sind der 61-Jährige und seine Frau unzertrennlich. Außer bei einem: Die 55-Jährige schläft nur selten mit im Fass. Dafür geht sogar Georg Lechner einen Kompromiss ein. Wenn beide nicht auf Reisen sind, besucht er sie fast jeden Tag zuhause.