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Vita Braumeister Georg Lechner

Ein Vortrag des Präsidenten des Bayrischen Brauerbundes, Dipl. Braumeister Friedrich Düll (Inhaber der Privatbrauerei Düll Krautheim/Volkach anlässlich des 60. Geburtstages von Georg Lechner

Geboren am 7. März 1953 als schönstes von 3 Kindern und 4 Mädels des Brauereibesitzers und Braumeisters  Michael Lechner (1911 – 2000) sowie seiner Ehefrau Hermine (1923 – 2009).

Nach diesen Zeilen wurde für die verstorbenen Mitglieder der Brauerfamilie Lechner eine Gedenkminute eingelegt.

Die Lechner Bräu Baunach existierte von 1729 bis 1981, und wird nun durch die Stadt Baunach gerade zu einem Bürgerzentrum umgebaut.

Georg Lechner wurde demnach als erstem Sohn der Brauerberuf schon mit in die Wiege gelegt.

Schon in frühester Kindheit war er täglich in der Brauerei anzutreffen. Beim Abladen der von der Kundschaft heimkehrenden LKW’s wurden bereits die Flaschen mit den verschiedensten Bieretiketten heraussortiert, und in der Badewanne dann abgelöst. Da Georg noch nicht lesen konnte, wurden diese fein säuberlich abgelösten Etiketten damals nach Bildern bzw. nach einprägsamen Marken gesammelt. Mit bereits 8 Jahren wurden zusätzlich noch die verschiedenen Brauereien angeschrieben, um Etikettenwünsche zu erfüllen. Der älteste noch datierte Brief zeugt aus dem Jahre 1962 von der damaligen Hansa Brauerei Dortmund. Weitere Etiketten bekam Georg von dem  Etikettenvertreter Josef Kuhn, der für die Lechner Bräu zuständig gewesen ist. So wuchs die Sammlung stetig langsam weiter.

Von 1959 bis 1964 wurde die Volksschule in Baunach besucht, anschließend dann ein Jahr auf der Domschule in Bamberg, verbunden mit der Unterbringung im Josefsheim, ebenfalls in Bamberg.

Ab 1966 musste dann unter Zwang die städtische Wirtschaftsaufbauschule besucht werden, ebenfalls wieder mit Unterbringung in Bamberg, diesmal jedoch im Canisiusheim.

In beiden Heimen herrschte zu damaliger Zeit neben Alkoholverbot noch richtig Zucht und Ordnung.

Dies war schon damals nicht im Sinne von Georg Lechner.

Nach zwei grausamen Jahren im „Karnickel“ wie das Canisiusheim  im Sprachgebrauch genannt wurde, durfte er dies endlich verlassen, und seinen täglichen Schulweg nun mit dem Maro Express (Bahnstrecke Bamberg – Maroldsweisach) von Bamberg nach Baunach aus fortsetzen.

Der tägliche Schulweg führte vom Bahnhof direkt in das Cafe Schneider an der unteren Brücke. Nach einem kurzen Frühschoppen mit 2 Franken Rauchbier (Weiss Rössl Bräu Roßstadt) und einem Asbach ging es dann direkt in die Wirtschaftsaufbauschule. Die Lehrer haben mich meist mit Verspätung gesehen, wollten mich jedoch unbedingt und sehr gerne dort haben.

Der Rückweg zum Bahnhof war meist sehr langwierig, meist über den Schlüssel in der Sandstraße mit St. Georgen Bier, dann über die Promenade in die Geismann Stuben (Geismann Bier aus Fürth) und Kupferkanne (Bamberger Hofbräu), noch einen Abstecher ins Fässla oder Spezi. Die Halbe kostete damals so um die 70 Pfennige.

Mit einem Lachsbrötla am Bahnhof sowie einem Schultheiß Bier aus Weissenbrunn wurde dann im Bahnhof auf den Zug nach Baunach gewartet.

Weiterhin hatte die Lechner Bräu in Bamberg sehr viele Kunden, wo Georg sich auch noch mit Bier versorgen konnte (Kiosk Haderlein, Leipold) was dadurch nichts kostete.

Wenn das Geld mal nicht reichte, hat er an der Promenade von diversen LKW’s Obst und Gemüse mit abgeladen. Der Zwangsunterricht in der Schule wurde dadurch immer weniger, so dass seine Mutter irgendwann mal öfters als er in die Schule kommen durfte.

Nach 5 Jahren Wirtschaftsaufbauschule – der Name Wirtschaft hat mittlerweile seinem Namen alle Ehre gemacht – haben es die Eltern endlich eingesehen, ihn auf eine Brauerei zu schicken. Dies war eigentlich schon alles was er die ganze Zeit wollte.

Da sein Vater Bezug zur Urbräu in Lichtenfels hatte, sollte er eigentlich hier den Brauerberuf erlernen, jedoch wurde diese Brauerei gerade an die BRAU AG in Nürnberg verkauft, und der damalige Braumeister Helmut Wilczek hatte dann abgeraten, weil er hier die Lehre nicht beenden konnte. Zu damaliger Zeit suchte die Berg Bräu Fürth einen Lehrling. Nach einem Vorstellungsgespräch durfte er dann endlich am 1. August 1970 die Lehre dort beginnen.

Gegenüber der Schulzeit ist er dort richtig aufgeblüht. Die Berufsschule war in Nürnberg. Der damalige Lehrer Helmut Hager war der Sohn von Dr. Hager, Direktor der BRAU AG Nürnberg.

Er war sowohl in der Schule als auch in der Brauerei ein sehr guter Lehrling. Die abwechselnde Arbeit bei der Bergbräu (damals 70.000 hl) hat ihm richtig Spaß gemacht. Auch hier stand er schon bei der 2x wöchentlichen  Abfüllung am liebsten an der Waschmaschine, wo er sich dann die unterschiedlichsten Etiketten immer von Flaschen nebenbei ablösen konnte. Durch während der Woche anfallende Überstunden hatte er dann am Freitag etwas früher frei, sodass er dann die Brauereien im Umkreis nach Etiketten abklappern konnte.

Gewohnt hat Georg während seiner Lehrzeit (1970 – 1973) in einem naheliegenden Jugendheim, wo hauptsächlich Lehrlinge von der Post und Grundig untergebracht waren. Hier war ein mit Humbser Bier gefüllter Automat aufgestellt. Da die Lechner Bräu mittlerweile auch in Nürnberg durch das mit der Silbermedaille (Brüssel 1972) ausgezeichnete Rauchbier einige Kunden hatte, war es naheliegend neben dem Humbser Automaten noch einen mit Lechner Bräu Bieren aufzustellen. Die Bierumsätze im Wohnheim stiegen unaufhörlich, auch der damalige Haustrunk (8 Kisten frei + 8 Kisten kaufen für 21 Pfennig die Halbe), dazu kamen im Sommer noch 8 Kisten, im Winter 4 Kisten Limonade, welche wiederum umgerechnet die Hälfte an Bier brachten, reichte kaum aus.

Die Freizeit in Fürth war unterdessen mit Gaststättenbesuchen, Sammeln und Schafkopf verbunden. Seine erste Freundin in Fürth – mit der er auch später verlobt war – hat er beim Schafkopf gewonnen. Erst nach dem Gewinn hat er erfahren, dass diese nebenbei in der Grüner Bräu arbeitete. Damit ist der Haustrunk noch weiter angewachsen und er konnte hiermit wiederum alte Bierkrüge gegen Bier eintauschen, was ja damals kein Problem war, da man den Wert der Bierkrüge noch nicht so einschätzen konnte.

Auch Arbeitskollegen der Berg Bräu sowie Brauerkollegen der Berufsschule versorgten Georg – mittlerweile wurde von ihm alles gesammelt – mit div. Sammlergegenständen. Es wurde immer mehr, das Zimmer im Wohnheim platzte aus allen Nähten, so dass er sich deshalb in der Pfisterstraße in Fürth eine eigene Wohnung mieten musste.

Nach 2 Jahren Berufsschule in Nürnberg wurde diese geschlossen und nach Karlstadt  am Main verlegt. Schon bei der ersten Besprechung in Nürnberg lernte er dann Hermann Weisenberger kennen. Da Hermann sich mit Zigarette vorstellte, war dies kein Problem für Georg, ihm dies auch gleichzutun. Ab jetzt durfte im Unterricht geraucht werden. War schon für damals einmalig und wäre heute undenkbar.

Ab dem 3. Lehrjahr dann also Karlstadt, die Unterbringung war im „Alten Krankenhaus“ in Arnstein. Allein schon die Fahrt von der Schule nach Arnstein war immer schon ein feuchtfröhliches Erlebnis. Über die jeweiligen Abende möchte er sich hier nicht auch noch weiter auslassen.

1972 wurde übrigens in Nürnberg das Albrecht Dürer Jahr gefeiert. Jede Brauerei hat hierzu irgendwas Besonderes aufgelegt. In der Bergbräu wurde das „Alte Kupfer“ – ein Rotbier nach der Nürnberger Ratsverordnung von 1303 – eingebraut. Dabei wurde von der Lechner-Bräu u. a. Rauchmalz verwendet. Er trank nur noch dieses Bier. Bald darauf hatte er in Fürth den Spitznamen „Kupferschorsch“ weg.

Das neu eingebraute Bier musste natürlich auch vom Braumeister – Fritz Mohr, dem Georg sehr viel zu verdanken hatte – öfters mal gezwickelt werden. Hierbei stand ein 10 hl Tank zur Verfügung. Vor der ersten Abfüllung ging dann leider mit dem Zwickeln nichts mehr, von der Kellermannschaft war der Zwickelhahn bis zum Anschlag erreicht. Es gab damals richtig Theater.

Nach 3 Jahren Lehrzeit stand nun die Gesellenprüfung an. Diese wurde in der Lederer Bräu AG Nürnberg mit Erfolg absolviert. Direkt im Anschluss ging es mit seiner gewonnenen Verlobten nach Bulgarien – seine bis heute einzige und auch letzte Flugreise – in den wohlverdienten Urlaub. Auch von dort brachte er wieder einiges an Biersachen mit, sodass er sich entschloss das Gepäck dort zulassen.

Vom erholsamen Urlaub wieder in Deutschland gelandet, musste er dann ab September 1973 in den Krieg ziehen. Ausgewählt wurde für ihn das Fliegerbataillon in Roth/Mittelfranken. Während der Grundausbildung hier hat er einige „Fliegerkollegen“ mit dem leckeren Rauchbier der Lechner-Bräu versorgt. Nach 3 Monaten hartem Einsatz wurde er gegen seinen Willen nach Landsberg am Lech versetzt. Dort wurde er für die Bodentruppe Funk und Vermittlung eingeteilt. Seine Gruppe war 14 Tage im Feld – Sprengköpfe bewachen – dann 4 Tage in der Kaserne (meist in der Staffelbar – hier gab es Aktien Kaufbeuren) und anschließend 10 Tage frei. Während seiner Freizeit konnte er wieder die Brauereien nach Etiketten usw. abklappern. Während der Tage im Feld konnte er dann im Funkwagen oder in der Vermittlung immer schön seine neuen Etiketten sortieren. Es hat hier richtig Spaß gemacht. So ganz nebenbei hat er auch noch kostenlos seinen Führerschein dort gemacht. Wegen seinen besonderen Fähigkeiten als Brauer & Mälzer war er auch gleich für die Getränkebeschaffung im Felde verantwortlich. Hier herrschte absolutes Alkoholverbot. Zu damaliger Zeit existierten in der Umgebung die „Sailer Points“ – eine Getränkekette der Sailerbräu Marktoberdorf. Beim Getränkeeinkauf war immer eine Begleitperson dabei. Der Jeep war mit Leergut vollgeladen und wurde dann mit Spezi, Limo usw. wieder bestückt. Im Getränkeladen wurden natürlich auch immer einige Biere verkostet. Weiterhin wurden schon vor Fahrtantritt alle Stauräume von Ersatzwerkzeugen usw. geleert, sodass für den Rücktransport genügend Platz für Bier zur Verfügung stand. Kontrollen an der Wache gab es bei ihm keine, man kannte sich eben untereinander, außerdem wurden auch die Wachsoldaten immer mit Rauchbier verköstigt, was er, wenn er in Baunach war, in größeren Mengen in seinen NSU stopfte.

Nach 6 Monaten in Landsberg wurde er wegen seiner hervorragenden Leistungen zum Obergefreiten befördert, die ganze Kompanie hat ihn beglückwünscht, und es wurden einige Tage in der Staffelbar und auch auf der Stube gefeiert.

Im Dezember 1974 war für ihn dann der Krieg zu Ende.

Im Januar 1975 hat er dann  wieder in der Bergbräu Fürth angefangen.  Da der Inhaber Fritz Mailaender keine Nachfolger hatte, wurde der Betrieb an die Patrizier Bräu verkauft. Zur Einführung konnte sich jeder Mitarbeiter eine Kiste Patrizier Pils neben dem Haustrunk noch gratis dazu holen. Wenn die Bergbräu heute noch stehen würde, dann wären auch mit Sicherheit noch einige Kisten von diesem „Bier“ vorhanden. Keiner wollte dies haben. Da sein Lehrmeister Fritz Mohr wusste, dass er irgendwann mit Sicherheit in die elterliche Brauerei gehe, sollte er noch woanders hin. Fritz Mohr hat einen guten Bekannten – den Dipl. Br. Ing. Hirsch – in der BRAU AG. Georg könnte da direkt anfangen, und weiterhin in seiner Wohnung in Fürth auch wohnen bleiben – Er ging sehr ungern von der Bergbräu weg, aber man muss im Leben auch weiter kommen –  Also hat er dies dann auch getan. Am 1. April 1975 hat er dann dort im Lagerkeller angefangen. Es waren hier 22 Abteilungen Lagerkeller, bis auf einige neue Abteilungen, mit Aluminium Tanks, waren alle anderen noch mit den alten Eisentanks ausgerüstet. Weiterhin war fast jede Abteilung mit einer sogenannten Schmierecke ausgestattet. Der Oberbrauer Sitzmann – ein Kerl wie ein Fass, er trank täglich 20 – 25 Halbe, war als 2. Kellermeister für das „Schmieren‘“ verantwortlich. Zu bestimmten Zeiten (2x vormittags, 2x nachmittags) traf man sich dann eben zum  „Schmieren“. Die Brotzeitpause sowie die Mittagspause wurden jedoch im Schalander abgehalten. Es wurden hier auf jeden Fall Unmengen an Bier vernichtet. Manchmal weiß er heute noch nicht wie er von der Arbeit noch nach Hause gekommen ist. Von der Arbeit war er jedoch nicht begeistert, er war in einer sog. Schlupfkolonne – also nur Tankschlupfen. Alles mit Schrubber, wie dies damals gewesen ist. Nur für die großen Alutanks gab es eine Hochdruckspritze. Nach 6 Wochen Tankschlupfen hat er sich dann bei Braumeister Hirsch über seine Arbeit beschwert, dass er eigentlich hier etwas lernen wollte und nicht nur Tankschlupfen. Dies ging im Moment nicht, da wir sehr viele andere Brauereien übernommen haben und jeden Mann im Keller brauchen (O-Ton Hirsch).  Seinen Haustrunk (Tucher Siechen Urbräu) wollte übrigens auch keiner von irgendwelchen Fußball- oder Sammlerkollegen  trinken. Auch damals wie heute hatte diese Brauerei schon Billigbier. Es hieß Hirschenbräu (der Name kam von der übernommenen Brauerei in Emskirchen). Die Kiste wurde damals für 4,45 DM verkauft. Natürlich hat er auch hier wieder weitergesammelt. Dem Mann im Magazin hat Georg einige Flaschen Rauchbier mitgebracht. Der war endlich mal froh, dass er vernünftiges Bier trinken konnte. Ab da standen die Türen des Magazins für Georg weit offen, und er konnte echt alles brauchen. Was hier nicht niet- und nagelfest war, hat er mitgeschleppt. So langsam war dann auch mal die Wohnung voll, weiterhin hat die Arbeit bei Tucher-Siechen auch keinen Spaß mehr gemacht, sodass er sich nun etwas anderes gesucht hat.

In der „Brauwelt“ wurden nun verschiedene Brauergesuche studiert. Bei einigen Brauereien sollte er sich mit den üblichen Unterlagen bewerben. Nicht so bei der Brauerei Hintermeier in Frechen bei Köln, wo er nach einem kurzen Telefongespräch direkt eingestellt wurde. Am 1. Juli 1975 hatte er dann dort seinen ersten Arbeitstag. Die ihm in Aussicht gestellte Wohnung war jedoch noch fast im Rohbau, sodass er die ersten Wochen im damaligen Hotel „Durst“ (so hieß das echt) wohnen musste. Seine komplette Sammlung wurde derzeit in verschiedenen Räumen zwischen gelagert. Es machte ihm in dieser kleinen Brauerei richtig Spaß, weil er hier vom Sieden bis hin zum Bierverkauf alles machen durfte. Auch für Familienanschluss wurde gesorgt. Nach Feierabend war er jeden Tag mit dem Seniorchef Wenzel Hintermeier in der brauereieigenen Gaststätte. Das Stecken-Kölsch war ein hervorragendes Bier. Etwas anderes gab es damals ja eh nicht. Im Vertrieb hatte die Brauerei Hintermeier damals als Pils noch Warsteiner gehabt. Eigentlich auch noch heute im Nachhinein, das erste Bier welches er kennenlernte wo kaum Malz und sehr wenig Hopfen vorhanden gewesen ist. Der Abgabepreis ab Brauereihof war für dieses Pils stolze 16,– DM (wo wir auch heute umgerechnet in Euro bald wieder hinkommen),  wogegen das Stecken-Kölsch für 11,– DM verkauft wurde.

Am Abend war im Brauereiausschank immer die Hölle los. Hier liefen im Monat noch ca. 30 hl Kölsch. Da für Georg die dort vorhandenen Kölschgläser zu klein waren, hat er sich direkt ein 0,5 Liter Stammglas aus der Sammlung genommen. An der ganzen Theke wurde das Kölsch nur in Runden verabreicht, sein Glas wurde den ganzen Abend nicht leer, weil ein jeder dem bayerischen Brauer immer wieder 1 Kölsch in seinen Stammhumpen reingekippt hatte. Aus dem gegenüberliegenden Anwesen kam täglich ein beleibtes Ehepaar mit einer zwar noch minderjährigen, aber dafür sehr schönen Tochter. Georg freundete sich  langsam mit Lydia an. Nach einer sehr schönen Zeit in Frechen – über viele Anekdoten könnte er alleine ein Buch darüber schreiben – besuchte er dann ab 1976 die Doemensschule in München.

Seine Sammlung, die nun immer größer wurde, hat er dann im Hauskeller in Baunach  untergebracht. Ein Teil davon war jedoch auch immer noch in Frechen. Während seiner Doemenszeit war sein Führerschein für längere Zeit in Urlaub, sodass er immer mit Kollegen abwechselnd jedes Wochenende nach Frechen zu seiner Freundin  bzw. nach Baunach gefahren ist. Vor allem die Fahrten von Baunach nach Gräfelfing mit den Kollegen Barnickel, Herrnsdorf, Schmitt, Scheßlitz, und Schöppel von Oberferrieden waren zum Teil sehr abenteuerlich und trinkfest gewesen. Auch bei Doemens – damals hat er in der Schule auf Zimmer 4 gewohnt – standen fast jeden Abend diverse Bierverkostungen auf dem Plan. Mal gab es Rauchbier aus der Lechner Bräu – natürlich immer vom Holzfass –, dann Weißbier vom Brauhaus in Neunburg vorm Wald, dann wiederum vorzügliches Bier vom Brauhaus in Kemnath. Auch hierüber könnte er ein ganzes Buch schreiben, was den heutigen Abend erheblich sprengen würde. Seine Schulkollegen haben ihn auch während der Doemens Zeit mit weiteren Sammelobjekten versorgt. Zu besonderen Anlässen hing aus seinem Fenster dann die Schalke-04-Fahne. Eines Tages hat er dann dadurch Johannes Schulters vom Parallelsemester kennengelernt, der ja aus Gelsenkirchen stammt. Nach 3 Semester hat er die Doemensschule mit dem Meisterbrief sowie einem Notendurchschnitt von 1,92 abgeschlossen.

Natürlich sollte er die elterliche Brauerei mal übernehmen, und so wurde in der Gaststätte zur Schwane in Baunach ein erfolgreicher Abschluß von Doemens sowie der Einstieg in die Lechner Bräu gefeiert. Viele Wochenenden ist er natürlich auch zu seiner Freundin nach Frechen gefahren. So ist der Kontakt zu Lydia und auch vor allem zur Brauerei Hintermeier nie abgerissen. Mit seinem Vater hat er sich eigentlich nie besonders verstanden. Vater hatte schon damals ganz andere Ansichten. Der Umsatz ging immer weiter zurück. Das Arbeitsverhältnis in Baunach dauerte deshalb auch nur 4 Monate. Um wieder näher bei seiner Freundin zu sein, hat er dann im Januar 1978 wieder in der Brauerei Hintermeier in Frechen angefangen. Er war zwar Braumeister, hat aber auch dieselben Arbeiten wie vorher erledigt. Es hat einfach hier Spaß gemacht. Im Jahr 1979 hat er dann in Frechen seine Lydia geheiratet. Kurz darauf sind beide dann nach Breitengüßbach gezogen, da er nun auf den Wunsch der Mutter endlich die Brauerei weiter führen sollte. Lydia hat eine Stelle aus Steuerfachgehilfin angenommen, und Georg hat dann in der elterlichen Brauerei gearbeitet. Der Umsatz war mittlerweile von ehemals 15 000 hl auf ca. 4 000 hl geschrumpft. Grund war die extrem kurze Haltbarkeit, und es waren am Schluss mehr Kurz- bzw. Langstäbchen, Sarzinen und andere Bakterien als Bier in der Flasche gewesen. In der Zwischenzeit ist Hannes Schulters dann in der Brauerei Maisel in Bamberg gelandet. Beide haben sich dann öfters bei einem guten fränkischen Bier getroffen und somit dann den Doemensianer Stammtisch gegründet. Mit Braumeister Josef Schmitt war dann 1978 die Gründung in Scheßlitz gewesen. Da es nun zu Hause mit den Eltern keine Einigung gab, ist Georg weiter gezogen zur Koch’schen Brauerei Gottsmannsgrün. Hier hat er dann die komplette Brauerei mit den alten Sachen ausgeräumt. Auch hier war eine Rieseninfektion im Bier vorhanden. Von da aus ging es weiter in die Löwenbräu Neuhaus/Aisch. Wenn Georg  mal ganz viel Zeit hat, dann schreibt er auch hier ein Buch darüber. Täglich war er nun in Sachen Bier und Sammeln unterwegs gewesen. Zwischenzeitlich wurde dann auch noch das Fränkische Brauereimuseum in Bamberg – natürlich mit Georg als Gründungsmitglied – gegründet. Die inzwischen geschlossene Bamberger Hofbräu, die Brauerei Wittmann in Kaltenherberg bei Kaltenbrunn  sowie die Weißtaubenbräu in Forchheim, um nur die wichtigsten zu nennen, wurden von ihm dann komplett ausgeräumt. Wirklich gesagt er konnte alles brauchen.

Seine Frau hatte mittlerweile genug vom Bier und wollte endlich wieder in die Heimat. Hierfür tat nun der Schwiegervater alles. Da im Umland von Köln keine Braumeisterstelle frei war, kaufte er einfach einen heruntergekommenen Bierverlag und so fanden sie sich in Leverkusen wieder. Mit sehr viel eigener Leistung und weiterhin unter Mithilfe der Ganser Brauerei kamen beide über mehrere Jahre sehr gut über die Runden. Es war jedoch eine Knochenarbeit. Die Bandscheibe machte nicht mehr mit, und so langsam ging auch durch verschiedene andere Einflüsse die Ehe in Scherben. Lydia ist dann auch ausgezogen, und so hatte Georg eine ganze Wohnung für seine Sammelobjekte. Da Lydia alles mitgenommen hatte was nicht mit Bier zu tun hatte, konnte sich Georg nun auch seinen Traum von einem Bett im Bierfass erfüllen. Dieses Fass fand er dann in der Bolten Brauerei in Korschenbroich. In Einzelteile zerlegt, wurde dieses auf dem Balkon der Wohnung (2. Stock) mit der Flexbürste bearbeitet, mehrmals gestrichen und dann auch in der Wohnung zusammengebaut. Das Fassantreiben hörte man bis auf den Marktplatz in Leverkusen.

Ab 1990 war er dann auch für die damalige Firma Breitwisch später DSI im Außendienst unterwegs. Dies hätte er eigentlich schon sehr viel früher machen müssen. Die Postleitzahlen 2 – 6 waren nun sein Vertriebsgebiet. Er brauchte nun auf niemand mehr Rücksicht nehmen und war auch sehr oft auf vielen Braumeisterstammtischen unterwegs. Das Sammeln verschiedener Utensilien nahm nun immer größere Ausmaße an. Seine Termine für den Außendienst richteten sich nun meist nach irgendwelchen Brauereiauflösungen. Die Wohnung war nunmehr ein einziges Brauereimuseum. Als Küchenobjekt war nur noch Platz für einen Toaster und eine Kaffeemaschine in welcher er auch diverse Suppen aus Büchsen zubereitete. Ansonsten war nebenan eine Gaststätte, wo er sich jederzeit versorgen konnte. Mittlerweile haben sich natürlich auch jede Menge Brauereimaschinen angesammelt, sodass er 1994 die erste historische Flaschenabfüllung durchführen konnte. Auf dem Hessentag in Gelnhausen 1996 wurden von ihm erstaunliche 44hl Wächtersbacher Zwickelbier in 10 Tagen abgefüllt. Schon zu dieser Zeit arbeitete er dann nebenbei in der 1994 stillgelegten Felsenkeller Brauerei in Monschau in der Eifel. Hier sollte in einem wunderschönen historischen Anwesen ein einzigartiges Brauereimuseum entstehen. Die Brauereibesitzer hatten Georg natürlich während des Außendienstes kennengelernt. Durch laufende innerbetriebliche Veränderungen bei der Firma DSI setzte er sich nun ganz für Monschau ein. Sein in Leverkusen ansässiges „Rheinisches Biermuseum“ wurde nun in die Felsenkeller Brauerei integriert. Die Einzahlung von 40.000 DM in eine neu gegründete GmbH wurde auf einem Bierdeckel gutgläubig festgehalten. Nach fast einem Jahr rund um die Uhr tätiger Umbauzeit war am 1. Mai 1997 die Eröffnung. Wer schon einmal in Monschau war, weiß welche Besucherströme aus dem Dreiländereck hier zugegen sind. Es war ein voller Erfolg. Leider jedoch nur kurzfristig, weil nun die Brauereibesitzer Braun, auch die Herrschaften über alles gewesen sind. Arbeitsmäßig ging mit diesen beiden leider überhaupt nichts. Da er aus den Erlösen auch keine Zahlungen bekommen hat, wurde schweren Herzens, für seine Freundin Hedi und ihn, die GmbH nun aufgelöst.

Mittlerweile hatten die beiden unweit von Monschau auf der Burg Satzvey bei Euskirchen ein neues Domizil gefunden. Mit 12 Mitarbeitern der Burg wurde das Museum in Monschau innerhalb eines Tages komplett ausgeräumt. Mit vereinten Kräften ging es nun an die neue Aufgabe. Unterstützung bekamen Sie von allen Seiten. Da auf der Burg keine Gastronomie vorhanden war, wurde eben diese in kürzester Zeit eingerichtet. Zeitgleich baute Georg dort auch seine Abfüllung auf. Da zu einer Burg immer Touristen kommen, lief die kleine Burgkneipe auch hervorragend. So ganz nebenbei verkauften beide noch diverse Accessoires der Ritterzunft. Zur Burgweihnacht lief dann auch die Flaschenabfüllung.  Mit den Sonderetiketten wurde de beiden das historische Burgbier – das aus der Brauerei Rainer in Welz/Linnich stammte – sprichwörtlich aus den Händen gerissen. An einem Adventssonntag ist dann auch noch der Josef in der Krippe ausgefallen, sodass Georg diesen auch so nebenbei noch spielen durfte. Mittlerweile war dann fast ein halbes Jahr vorbei – die beiden haben sich hier nun richtig wohlgefühlt –  und es wurden ihnen vom Besitzer der Burg Graf Beissel die Verträge vorgelegt. Er möchte hier nicht näher darauf eingehen, aber sie hätten für einen dauerhaften Verbleib dort die gesamte Burg renovieren müssen, und Ihnen hätte nie mal etwas gehört. Diesen Vertrag wollten sie dann doch nicht unterschreiben. So sind beide dann wieder auf die Suche gegangen.

Durch den früheren Außendienst lernte Georg dann auch 5 Hoteliers in Ostfriesland kennen, welche die Namensrechte für Friesenbräu hatten. Diese wollten in einer alten Molkerei seit Jahren eine Brauerei aufbauen. Es war durch unterschiedliche Meinungen ein sehr schwieriges Unterfangen. Auf den Emder Matjestagen und auf dem Emder Stadtfest hatte er mit seiner Abfüllung große Erfolge. Und so kamen sie sich dann auch langsam näher. Im April 1998 kauften Georg und Hedi  für 500.000 DM den Hoteliers deren Alte Molkerei ab und begannen auch direkt mit dem Umbau. Der Sohn von seiner Freundin Rene war nach einer Lehre in der Sester Brauerei und der Brauerei zur Malzmühle mittlerweile in Ulm auf der Braumeisterschule gewesen. Er konnte leider meist  nur in den Ferien helfen. Beide waren deshalb sehr viel auf sich alleine angewiesen. Aber es ging langsam vorwärts. Im Juni 1998 wurde dann bereits der Bauantrag gestellt. Da diese 5 weitbekannten Hoteliers es nicht geschafft haben eine Brauerei zubauen, mussten auf einmal zwei Fremde kommen, um dies zu ermöglichen. Die beiden wurden dort sehr argwöhnisch beobachtet, und keiner glaubte,  dass sie dies auch schaffen. Ist doch kurz vorher in Aurich die Gasthausbrauerei kaputt gegangen und Jever ist nicht einmal 40 Km von Bagband entfernt. Und dann noch eigene Abfüllung mit dunklem Bier und in Literflaschen. Keiner hat es geglaubt. Jedoch wurde die Neugierde der Dorfbewohner immer größer.

Die historische Brauanlage mit 5hl war inzwischen im ehemaligen Schweinestall eingebaut, die komplette Bestuhlung war aus einer Gaststätte in der Altstadt von  Bamberg, die Kücheneinrichtung aus einer Gaststätte in Aurich gewesen.

Am Tag des Deutschen Bieres 1999 wurde dann Eröffnung gefeiert. Es war alles brechend voll und wurde von der einheimischen Bevölkerung sehr gut angenommen. Auch die nächsten Wochen wussten sie nicht wo sie anfangen sollten. Es war vom Umsatz Aufwand und vom Umsatz her unmöglich das eigene Bier zu verkaufen. Sein langjähriger Brauerkollege – die Brauerei Rainer aus Welz/Linnich – belieferte sie nun  mit seinem vorzüglichen dunklem Bier. Dies wurde dann z. T. mit Hilfe einer Personenwaage sehr abenteuerlich verschnitten. Da dies auf die Dauer nicht so bleiben konnte, haben sie dann kurz darauf die in der Zwischenzeit freigewordene Hausbrauerei der Dortmunder Kronenbrauerei „Krone am Markt“ in Dortmund für 160.000 DM gekauft. Den hierfür zuständigen Verkäufer Dipl. Braumeister  Rainer Otto hat Georg natürlich über den Außendienst kennen gelernt.

Das Sudhaus wurde von Dortmund direkt nach Bamberg zu Kaspar Schulz transportiert und dort wieder auf den neuesten Stand gebracht. Nach bestandener Braumeisterprüfung in Ulm war dann auch endlich der frisch gebackene Braumeister Rene wieder vor Ort. Im dazugehörigen Garten wurden dann zugleich die Pläne für die neue Brauerei erstellt. Und wieder wie beim ersten Mal ging es auch direkt ohne die vorhandene Baugenehmigung wieder an den Neubau des Sudhauses.

Bereits zum Tag des Deutschen Bieres im April 2000 wurde große Einweihung der neuen Brauerei gefeiert. Der gesamte Landkreis sowie die Gemeinde Großefehn standen mittlerweile komplett hinter Georg und Rene, so dass die Uhren für beide Gottseidank sich viel leichter drehen ließen. Bereits 2000 ist die Ostfriesenbräu dann auf fast 1100hl Bier gekommen. Mittlerweile hat Rene die ansässige Tochter des einheimischen Bäckers erst kennen und dann auch noch lieben gelernt. Als angehende Architektin passte diese jedoch nicht in die Gastronomie. Aber es ließ sich nicht vermeiden, dass Sie leider immer mehr Einfluss hatte. Auch das Verhältnis mit seiner Freundin Hedi  wurde langsam schlechter.

Durch Zufall ist damals Rainer Pott bei einer Urlaubsreise in der Gaststätte aufgetaucht. Rainer Pott der damals noch Präsident der Mittelstandsbrauereien gewesen ist, und gerade erst seine Brauerei auf die grüne Wiese gebaut hat, war von Brauerei und Museum sehr angetan. Ist sehr schön hier, es steht jedoch am falschen Platz. Dieser Satz war für Georg dann der eigentliche Knackpunkt. Wie auch heute in der Bundesliga noch nicht üblich hat ihm Rainer Pott dann eine für die nächsten fast 20 Jahre sehr gute Perspektive angeboten. Durch ein kurzes Gespräch, weiterhin anschließend eine eingehende Besichtigung von Pott’s Brauerei haben beide dann einen gemeinsamen Nenner gefunden.

Zum September 2001 ist Georg dann mit dem kompletten Biermuseum dann nach Oelde umgezogen. Die Bauarbeiten für das neue Georg-Lechner-Biermuseum haben dann im April 2002 begonnen. Im Februar 2003 wurde dies dann eröffnet.

Von seinem bisherigen – leider viel zu schnell vergangenen Brauerleben – kann Georg zu allen Stationen sehr viele bierige Geschichten und Anekdoten erzählen. Dies würde heute den Rahmen erheblich sprengen, es würde keiner seiner eingeladenen Gäste genügend zum Trinken und Essen bekommen, weil hierfür die Zeit viel zu kurz wäre. Vielleicht schafft er  dies in einem Buch bis zum nächsten runden Geburtstag noch nachzuholen.

Er danke nun allen Freibiertrinkern für ihr Erscheinen, wünsche allen einen weiterhin humorvollen, geselligen Abend bei einem gepflegten und ausgezeichneten Weiherer Bier von der Brauerfamilie Kundmüller.

Daraufhin erheben wir alle unser gut gefülltes Glas – Hopfen und Malz – Gott erhalts!